Wer ist der Mensch?


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Kann ich den Menschen erkennen?

Oder kann ich mich als Menschen erkennen?

 

Gibt es ein Wesen, einen Kern, der sich selber setzen und erkennen kann?

Inwieweit haben die verschiedenen Wesen etwas miteinander zu tun?

 

Kann es sein, dass Materie sich selber denkt?

Ist dies das heutige Menschenbild?

 

Woher kommt die Weisheit, mit der der Mensch gebildet wird?

Wie kann er, sie sich selber bilden?

 

Welche Menschenbilder gibt es? Können wir sie nebeneinander stellen, 

gleichsam wie verschiedene Ansichten "auf denselben Baum"?

 

Wer mag alle diese Fragen mit bewegen, bearbeiten, ... ???

Blicke auf den Menschen:

 

Auf der einen Seite den eines Sportlers, Lehrers und Trainers.

Auf der anderen Seite den eines Dichtenden.

 

Fragen daran nach Leistung, Selbstvertrauen und Leid, Sendung, Sinn.

Und wiederum nach dem Wesen...

... dieses Vertrauen zu sich selbst! - das ist jenes geheimnisvolle, unbewusste Ziel, dem alle nachstreben auf der Aschenbahn*, im Wasser, in der Luft: Ich will wissen, ob ich etwas leisen kann. Und wie bei allen Entscheidungen - auch hier zeigt sich das Wesen des Menschen darin, wie er sie aufnimmt. ...

 

Otto Peltzer (1900-1970)

„Sport und Erziehung", S. 26

 

*Aschenbahn: Ausdruck für die Laufbahn.

Mensch sein wollen -

dies ist in gewissem Sinne Morgensterns Motiv.

Und er findet dies auch im Evangelium.

 

Die Größe dabei sprach mich an: Wie ein Mensch

diese „alte Geschichte" in die Gegenwärtigkeit

bringt; fühlbar macht.

 

Vor allem aber klingt ein Aspekt des Menschseins

herein, der mir selbst im Theologischen kaum

untergekommen ist: ein Größeres.

 

Denn die Größe, nicht in Worten, sondern

in Wirklichkeit - wie mit den Sternen -

erscheint mir noch weitgehend unerkannt.

Jan

Und Jesus stand auf einem hohen Berg

Und sah vor sich die Herrlichkeit der Welt

Und sprach zu sich: Dies alles wäre mein,

Wenn ich vermöchte unter Zwergen Zwerg,

Wenn ich vermöchte mit dem Dinkel Spelt,

Wenn ich vermöchte nichts als Mensch zu sein.

 

Dies alles: Haus und Acker, Weib und Kind,

Und wohlzutun und mitzuteilen Macht,

Ein friedsam Leben und ein sanfter Tod ..

Statt dass mein Tag, gestaltlos wie der Wind,

Dahinfährt und nur Brand auf Brand entfacht,

Bis dass von meinem Wahn der Erdkreis loht -

 

Denn Vater, Vater, bist du denn nicht Wahn,

Nicht Wahnwitz bloss - wer sagt mir denn, du seist,

Wer sagt mir denn, als ich mir: ich bin Du,

Und Du bist ich? Wer nickt mir Zeugnis zu,

Als ich, dem seine Augen aufgetan

Auf Sich, den Vater, Sohn und Geist?

 

Den Vater, Sohn und Geist! Gespenstisch Wort!

Sag' Mensch zu dir, sei Mensch wie andre auch!

Du Wurm im Staub, vergänglich, wie ein Rauch,

Wessen vermisst du dich, armselig Tier?

Dort ist dein Reich, dort unter Menschen, dort,

Nicht hier im Sturm der Ewigkeit, nicht hier! ...

 

Ja, Vater, gib mich los, ich bin zu schwach,

Lass einen andern deine Werke tun,

Mich hungert und mich dürstet, auszuruhn

Von Dir. Ich weiss nichts mehr. Ich will nichts mehr ...

Doch! Mensch sein will ich, Mensch sein, hundertfach:

Als Mensch will ich dir dienen, Vater! ... Schwer

 

Fiel Jesus nieder, wie ein Toter fällt,

Mitten aufs Antlitz. Seine Hände riss

Der Dorn, er achtete des nicht, er lag

Als wie im Krampf. Aufzieht die Finsternis, -

Doch durch die Erdnacht bricht der Weltentag

Und mit dem Tag der Welt der Frost der Welt -

 

Und rührt ihn an.. Da richtet er sich auf.

Und schaut der flammenden Gestirne Lauf.

Und langsam löst der Krampf sich. Wie ein Kind

Ergreift ihn Scham, unendlich tief und lind.

Und tränenlächelnd haucht er ihnen zu:

Vergib, du meines Ich urewig DU! 

 

 

Christian Morgenstern . 1871 - 1914

 

Band Einkehr . 1. Auflage 1910

 

Nach Matthaeus

 

Matth. 4, 8

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